„Agnes“ auf der filmischen Spur

„Agnes“ auf der filmischen Spur

In Baden-WĂŒrttemberg wohl allgemein bekannt, zĂ€hlt Peter Stamms Roman „Agnes“ zu den abiturrelevanten Sternchenthemen. Darum freute sich unsere Jahrgangsstufe 2 sehr ĂŒber die Gelegenheit am 17.11.2016 nun auch den Film zu sehen. Gelesenes zu visualisieren, Vergleiche zu ziehen und ĂŒber Differenzen zwischen Roman und Film zu diskutieren. Neben dem Film gab es allerdings ein weiteres, ganz anderes Highlight an diesem Tag. Der Regisseur Johannes Schmid stellte sich fĂŒr eine offene Frage- und Diskussionsrunde zur VerfĂŒgung.

So kam Herr Schmid, kurz nachdem wir den Film im Beutelbacher kommunalen Kino vormittags gesehen hatten, und machte, entgegen unserer Vorstellung, den Eindruck eines ganz normalen Menschen. Nicht zu wenige von uns hatten eine steife Persönlichkeit erwartet. Jemanden, der sich wegen seiner Arbeit als etwas ganz Besonderes fĂŒhlt. Schließlich begegnet man selten einem Regisseur von Angesicht zu Angesicht. Jedoch wirkt eHerr Schmid locker, fast ein bisschen wie der Stereotyp des KĂŒnstlers, so wie er mit vom Wind gemachten Haaren und legerer Alltagskleidung den VorfĂŒhrraum im Stiftskeller betrat. In Erwartung einer langen Fragerunde der, wie er gerne sagt, Experten, organisierte er sich einen Stuhl, auf dem er im Schneidersitz platznahm und von Zeit zu Zeit durchaus mal wippte. Die Fragerunde konnte damit beginnen. Dabei verwies er oft bei komplexeren und detaillierten Fragen, auf unser verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig zu anderen BundeslĂ€ndern umfangreiches Wissen, da der Roman Teil des Abiturs ist. Er witzelte ĂŒber sogenannte typische Baden-WĂŒrttemberger-Fragen der SchĂŒler oder aber, wie Schmid gerne sagt, Experten. Im Rahmen der Vorbereitung auf das Zusammentreffen mit Herrn Schmid, hatten ein paar SchĂŒler bereits am Vorabend eine Filmvorstellung von „Agnes“ besucht – auch hier hatte sich Schmid dem Publikum fĂŒr ein GesprĂ€ch zur VerfĂŒgung gestellt. Daher wissen wir auch, dass die Entspanntheit und der casuale Auftritt Routine sind, die eine oder andere Phrase sich wiederholt, sicherlich auch, um Sympathie zu erlangen, was erstaunlich gut funktioniert. Nicht jeder von uns hatte den Mut, Fragen zu stellen. Doch immerhin einige nutzen diese womöglich einmalige Gelegenheit. Folglich entwickelten sie vielleicht ein noch besseres VerstĂ€ndnis fĂŒr den Roman, indem sie Herrn Schmids Interpretation und filmische Umsetzung nachvollziehen konnten.

AllmĂ€hlich deckte die Fragerunde einige signifikante Differenzen in den HandlungsablĂ€ufen von Roman und Film auf. Die Meinungen gehen hier, völlig normal, auseinander. Dem einen fehlen so manche Szenen mehr als dem anderen, woraus verschiedenste Ansichten resultieren. Wesentlich und auf jeden Fall erwĂ€hnenswert ist die Tatsache, dass es sich hier nicht um eine Literaturverfilmung nach Lehrbuch handelt, die sich strikt an die Vorlage hĂ€lt. Mit anderen Worten, der Film ist keine Option, um vor einer Klausur fix das Gelesene wieder aufleben zu lassen. Der Film steht viel mehr als eigenstĂ€ndiges Werk fĂŒr sich und dazu passt auch sein Entstehungsprozess. SelbstverstĂ€ndlich drehte sich wĂ€hrend der Fragerunde nicht nur alles um Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Roman und Film. Peter Stamm, der Autor, habe seinem Regisseur weitestgehend freie Hand gelassen, sich zwar gelegentlich nach dem Stand der Umsetzung erkundigt, doch ohne wirklich zu kontrollieren oder dergleichen. „Ich habe ihm dann eine der letzten Fassungen geschickt, die er auch an einigen Stellen kommentiert hat. Sie hat ihm insgesamt sehr gut gefallen, generell hat er uns machen lassen, er war auch sehr angetan von unserer Arbeit (
).“(Quelle:*), so beschrieb Schmid die Arbeit mit Peter Stamm einmal in einem Interview.

Sicher ist, dass der Film eine weitere Hinterlassenschaft der Romanfigur Agnes ist, eine Spur, wie Agnes sie als zentrales Leitmotiv im  Roman als VermÀchtnis zu hinterlassen versucht.

Dieser Bericht entstand im Rahmen einer GFS.

Quellenangaben:

-*https://www.epd-film.de/meldungen/2016/interview-mit-johannes-schmid-ueber-seinen-film-agnes

-Bilder:

Bild von Nils Schmid:  http://www.kino.de/wp-content/uploads/2015/05/johannes-schmid-bild.jpg