Der Umgang mit politischen Gegnern – Antike vs. Gegenwart

Petra Häffner, MdL, zu Gast am RGW

Zum Abschluss der Cicero-Einheit im J1 Latein-Kurs ließ unsere Referendarin Frau Herb sich etwas Besonderes für uns einfallen. Nachdem wir uns in den vergangenen Wochen eingehend mit Ciceros Rhetorik befasst hatten, sollten wir einen genaueren Einblick in die heutigen politischen Reden bekommen. Zu diesem Zwecke lud Frau Herb die Landtagsabgeordnete und Grünen-Politikerin Petra Häffner für eine Doppelstunde zu einem Gespräch mit unserem Latein-Kurs ein, damit sie uns über ihr Leben und ihren Arbeitsalltag in der Politik, aber auch über die Entstehung heutiger politischer Reden berichtet. Hierbei zeigte sich Frau Häffner sehr freundlich und offen.

Im alten Rom war Cicero ein herausragender Rhetoriker, der das Volk mit seinen Reden etliche Male zu beeinflussen verstand. Hierbei setzte er häufig gekonnt Mittel zur Manipulation der Bürger ein, um diese von seiner Position zu überzeugen. Man könnte der Annahme sein, dass diese Form der Manipulation in der heutigen „aufgeklärten“ Gesellschaft nicht mehr existiert, doch tatsächlich lassen sich in unserer Politik noch immer erstaunlich viele Parallelen zur Antike finden.

Petra Häffner versicherte uns zwar, dass sowohl sie als auch die meisten anderen Politiker versuchen, in ihren Reden sachlich zu bleiben und mit Fakten und Argumenten zu überzeugen, dennoch herrscht auch heute teilweise noch fehlende Neutralität und ausfallende Bemerkungen sind keine Seltenheit. Auch unsere Medien als Quellen zur Information erweisen sich nicht selten als manipulativ und lenken bewusst den Fokus auf geschickte Weise, um uns in unserer Meinungsbildung zu beeinflussen. Somit war dieses Zusammentreffen eine sehr lehrreiche und interessante Erfahrung auf mehreren Ebenen. Zum Einen lernten wir eine Politikerin einmal „aus der Nähe“ kennen, was ein wichtiger Schritt zum Fördern eines gegenseitigen Verständnisses, der Verbindung und Kommunikation zwischen Politikern und normalen Bürgern, in diesem Fall den Schülern der J1, ist. Somit verlor auch die bisher auf uns Schüler unnahbar wirkende Politik ein wenig das Abstrakte und ihren Schrecken.

Zum Anderen ermöglichte die Unterhaltung mit Petra Häffner uns auch, eine Verknüpfung zwischen der toten Sprache Latein und der heutigen Praxis herzustellen, sowie die Ursprünge unserer Rhetorik in der Antike zu erkennen.

Vor allem aber führte es uns vor Augen, dass Manipulation der Öffentlichkeit noch immer ‚großgeschrieben‘ wird. Daher sollten wir uns in dieser Hinsicht sensibilisieren und jegliche vermeintliche Informationen, welche uns als Fakten vorgesetzt werden, überprüfen und hinterfragen. Einen geschärften Blick zu haben, ist in allen Lebenssituationen wichtig und wird uns helfen, kritisch zu reflektieren und Wahrheiten von Unwahrheiten besser trennen zu können.

Aus diesen Gründen spreche ich mich im Namen des gesamten Kurses dafür aus, dass diese Gelegenheit und bereichernde Erfahrung, welche wir dank Frau Herb bekamen, auch nachfolgenden Kursen gegeben wird.

-Melissa Gebauer, 11.2